Kampf dem Tripper – selektive antibakterielle Wirkstoffe gegen multiresistente pathogene Gonokokken
Kurzfassung
Dieser hoch-wirksame und spezifisch wirkende antimikrobielle Wirkstoff eignet sich zur Behandlung als auch zur Prävention von Gonokokken (Tripper). Er nutzt einen bisher ungenutzten Wirkmechanismus gegen Neisseria gonorrhoeae und schädigt die natürliche mikrobielle Flora dabei nicht – eine zeitnahe Weiterentwicklung und die Zulassung als Antibiotikum wäre lohnenswert.
Hintergrund
78 Millionen Menschen erkranken lt. WHO jedes Jahr an der Gonorrhoe, auch Tripper genannt. Wie auch für andere sexuell übertragbare Krankheiten steigt die Zahl der Gonokokkeninfektionen in den letzten Jahren wieder deutlich an (CDC, press release, 26. Sept. 2017: STDs at record high, indicating urgent need for prevention). Gerade der Bedarf an wirksamen Medikamenten gegen den Erreger Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) wird aufgrund der zunehmenden Resistenzentwicklung auch von der WHO als besonders dringlich angesehen.
Problemstellung
Zwar existieren Wirkstoffe gegen den Erreger, doch nehmen weltweit Resistenzen so stark zu, dass die Behandlung mit Breitband-Antibiotika längst nicht mehr zuverlässig wirkt. Auch gibt es bislang keine Möglichkeit, selektiv Gonokokken einzudämmen, ohne auch die gesunde Mikroflora des Darms oder des Vaginaltrakts durch eine Antibiotika-Behandlung zu schädigen. Alarmierende Meldungen aus England und Australien zeigen, dass mittlerweile erste „Horror-Tripper-Isolate“ auftreten, die gegen alle zulässigen Antibiotika resistent sind und damit gegenwärtig als unbehandelbar anzusehen sind.
Lösung
An der Universität Konstanz konnte nun (dank der Förderung durch die DFG, dem Marie Curie ZIF Zukunftskolleg-Stipendium sowie durch den Fonds der Chemischen Industrie) ein selektiver, antibakterieller Wirkstoff gegen multiresistente Gonokokken identifiziert werden.Durch die hohe Selektivität und die Eigenschaft, dass die natürliche mikrobielle Flora verschont bleibt, könnte sich der neue Wirkstoff nicht nur zur effektiven Behandlung, sondern voraussichtlich auch zur Prophylaxe von Risikogruppen eignen. Grund für die Spezifität scheint ein neuer Wirkmechanismus zu sein, der eine Achillesferse des Erregers nutzt und auch multiresistente Gonokokken abtöten kann.
Die Wirkstoffe zählen zur Klasse der 2-Alkyl-quinolone und deren N-oxide (AQNO); sowohl in vitro als auch am in-vivo Modell mit humanisierten Mäusen zeigen sie eine enorme Potenz gegen Gonokokken, während keinerlei Schädigung von kommensalen Stämmen oder Säugerzellen nachgewiesen werden konnte – eine zeitnahe Weiterentwicklung und die Zulassung als Antibiotikum scheint daher lohnenswert.
Vorteile
- Hoch-wirksame, spezifische AB-Behandlung
- Behandlung und Prophylaxe von pathogenen, multiresistenten Gonokokken
- Keine Schadwirkung gegen natürlich vorkommende, kommensale Neisseria-Spezies , kommensale Mikrobiota oder eukaryotische Zellen
- Vermeidung weiterer Resistenzen
- Großes Anwendungspotenzial weltweit
- Wirksamkeit im Tiermodell bestätigt
Anwendungsbereiche
Der Wirkstoff eignet sich sowohl zur spezifischen Behandlung als zur Prophylaxe von Risikogruppen.